Region München - Bevölkerung

Bevölkerungszahlen geben Auskünfte über Bevölkerungsentwicklung und -dichte und damit indirekt über die wirtschaftliche Attraktivität eines Raumes. Eng verknüpft damit sind Vorhandensein und Ausbaugrad der Verkehrs- und Energieversorgungsinfrastruktur, sozialer Einrichtungen und medizinischer Versorgung sowie Anzahl der Wohngebäude. Die Altersverteilung gibt Informationen zu Versorgungsbedarf wie Schulen, Kindertagesstätten und Einrichtungen für ältere Menschen und ist insbesondere für weitere Planungen zu nachhaltiger Mobilität interessant. Somit dienen die Bevölkerungszahlen als Grundlage für viele weitere Analysen.

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Bevölkerungsentwicklung

Die Region München boomt. Trotz deutschlandweit rückläufiger Bevölkerungszahlen erfährt der Münchner Raum ein unvermindertes Bevölkerungswachstum. Karte 1 zeigt die Entwicklung der Bevölkerung von 1950 bis 2013. Es fällt auf, dass in fast allen untersuchten Gemeinden die Bevölkerung zugenommen hat. Insbesondere im Münchner Umland erfolgte ein hoher Anstieg - in manchen Gemeinden leben heute fast 10 mal so viele Menschen wie noch 1950. Die betroffenen Gemeinden haben somit innerhalb der letzten Jahrzehnte eine enorme Umwandlung erfahren.

Der relative Bevölkerungszuwachs lässt jedoch wenig Aufschlüsse zu absoluten Wachstumszahlen zu. So stieg beispielsweise beim Spitzenreiter, der Gemeinde Kirchheim b. München, die Bevölkerung um 988% an, nämlich von rund 1.180 auf ca. 12.800 Einwohner (Zuwachs: ca. 11.630 Einwohner). Im gleichen Zeitraum wuchs die Bevölkerung der Stadt München um fast 580.000 Einwohner an (2013: ca. 1.408.000 Einw.). Da hier jedoch im Jahr 1950 bereits 830.000 Einwohner verzeichnet waren, bedeutet dies eine Zunahme um rund 70%, was im Vergleich zu den meisten Umkreisgemeinden relativ moderat wirkt.

Gemeinden mit sinkenden Bevölkerungszahlen liegen überwiegend am Rand des Untersuchungsgebiets. Interessant ist, dass es hier keinen kontinuierlichen Rückgang gab, sondern die Einwohnerzahlen zwischenzeitlich auch zugenommen haben, wie in Karte 2 (1970 - 2013) und Karte 3 (1978 - 2013) ersichtlich. Am deutlichsten lässt sich der Rückgang innerhalb des letzten Jahrzehnts sehen (Karte 4: 2003-2013).

Bevölkerungsbewegungen

Es ist nicht nur interessant mithilfe der Gesamtbilanz zu festzustellen, ob die Einwohnerzahl einer bestimmten Region während eines bestimmten Zeitraums abgenommen hat, gleich blieb oder zugenommen hat. Es ist zudem aufschlussreich, zu welchem Maße dies jeweils auf "natürliche Bevölkerungsbewegungen" (= Saldo von Lebendgeburten und Sterbefällen) und "räumliche Bevölkerungsbewegungen" (= Saldo von Zu- und Fortzügen) zurückzuführen ist. Für das Untersuchungsgebiet wurden die Jahre 1960, 1970, 1980, 1990, 2000 und 2013 daraufhin analysiert.

Im Jahr 1960 wiesen in der Gesamtbilanz (Karte 1) die Veränderungen der Einwohnerzahlen im Vergleich zu anderen Jahren eine relativ große Spannbreite auf (-8 bis +39%). In den meisten Gemeinden wuchs die Bevölkerung, jedoch in deutlich weniger Gemeinden als in den Jahren danach. Gemeinden mit Rückgang bzw. Stagnation der Einwohnerzahlen lagen tendenziell in den randlichen Gebieten zwischen den Kernstädten. Karte 2 zeigt, dass dies nur im geringen Maße auf die natürliche Bevölkerungsbewegung zurückzuführen ist: hier war die Schwankungsbreite deutlich geringer und fast alle Gemeinden verzeichneten einen leichten Zuwachs durch Geburten. Dementsprechend erfolgte die meiste Dynamik durch Zu- bzw. Fortzüge (das gilt im übrigen für alle Jahre). Karte 3 zeigt hier die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten noch einmal deutlicher. Es ist anzunehmen, dass im Jahr 1960 im Zuge der Urbanisierung viele Personen vom Land in die Stadt gezogen sind.

1970 war das Jahr mit der stärksten Dynamik und somit auch den stärksten Unterschieden zwischen den Gemeinden. Zwar sehen die Karten z.T. flächenmäßig homogener aus, die Werte liegen jedoch weiter auseinander. Den größten anteiligen Bevölkerungsverlust hatte die Gemeinde Chiemsee mit 19 % zu verzeichnen, den größten Zuwachs die Gemeinde Taufkirchen. Hier hat sich mit +113% die Einwohnerzahl innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Insgesamt wuchsen v.a. die Münchner Nachbargemeinden stark an.

Im Jahr 1980 nimmt die Schwankungsbreite deutlich ab, sowohl bei Zuwachs als auch bei Rückgang der Einwohnerzahlen. Wie schon 1970 gab es in den meisten Gemeinden etwas mehr Geburten als Sterbefälle bzw. gleich viele. Die meisten Gemeinden erfuhren außerdem einen leichten Zuwachs durch Zuzüge; Spitzenreiter war hierbei die Gemeinde Nußdorf a.Inn.

Im Jahr 1990 wuchs die Bevölkerung in fast allen Gemeinden an. Im Vergleich zu den Vorjahren gab es in noch mehr Gemeinden einen Zuwachs sowohl durch Geburten als auch durch Zuzüge. Insgesamt ging die Schwankungsbreite zwischen Minimum (-2%) und Maximum (+12%) weiter zurück.

Im Jahr 2000 sank der maximale Zuwachs weiter auf 11%, der maximale Verlust sprang jedoch wieder auf -8% herunter, wie im Jahr 1960. Erstmals war in München wieder ein leichter Geburtenüberschuss vorhanden.

Im Jahr 2013 gab es wieder deutlich mehr Gemeinden mit stagnierendem natürlichem Bevölkerungswachstum. Diese Werte lagen insgesamt nur zwischen -2% und +1%, somit gab es keine großen Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden. Die meisten Gemeinden erfuhren weiterhin einen leichten Bevölkerungszuwachs durch Zuzüge. Der maximale Zuwachswert sank weiter auf 6%.

Bevölkerungsdichte

Die Bevölkerungsdichte gibt die Anzahl der Personen pro Quadratkilometer wieder und zeigt somit, wie dicht der Raum besiedelt ist. Es erstaunt nicht, dass die höchsten Bevölkerungsdichten in den Kernstädten München, Augsburg, Ingolstadt, Landshut und Rosenheim sowie ihrem Umland liegen. Auch kleinere Städte wie Landsberg a. Lech, Aichach und Eichstätt lassen sich erkennen. Bei Freising und Erding spielt sicherlich zusätzlich die Nähe zum Flughafen Franz-Joseph-Strauss und die damit verbundenen Arbeitsplätze bzw. die gute Verkehrsanbindung eine Rolle.

Gemeinden im Umfeld der größeren Seen weisen ebenfalls höhere Siedlungsdichten auf: sie bieten einerseits eine hohe Wohnqualität und liegen andererseits noch in guter Erreichbarkeit von München, was sie zu begehrten Wohnorten macht.

Altersverteilung

Die Untersuchung der Altersverteilung beschränkt sich auf die jüngste und die älteste Bevölkerungsgruppe. Diese sind für weitere Untersuchungen besonders interessant, da sie sich in ihrem Mobilitätsverhalten stark von der Gruppe zumeist berufstätiger Personen mittleren Alters abheben.

Karte 1 zeigt den Anteil der Bevölkerung unter 18 Jahren. Hier lässt sich ein Unterschied zwischen Stadt und Land erkennen, wobei die ländlichen Regionen tendenziell höhere Anteile aufweisen. Ein wichtiger Grund sind sicherlich die niedrigeren Mieten bzw. Hauspreise in ländlichen Gebieten. Familien mit Kindern benötigen i.d.R. mehr Wohnraum und ziehen daher häufig gezielt von der Stadt auf das Land (vgl. hierzu auch die Haushaltsgrößen). Zusätzlich dazu mag der Lebensstil eine Rolle spielen, der auf dem Land tendenziell traditioneller ist und eine Familiengründung einschließt, während in Großstädten vermehrt Lebensstile zu finden sind, bei denen kein Kinderwunsch vorhanden ist oder dieser hinten an gestellt wird.

Personen mit 65 Jahren und älter dagegen leben vermehrt in Städten oder stadtnahen Gemeinden (vgl. Karte 2). Hier ist die Versorgung mit Geschäften, Fachärzten und Pflegeeinrichtungen in der Regel besser, ebenso wie das öffentliche Nahverkehrsnetz, das eine höhere Mobilität insbesondere bei eingeschränkter körperlicher Beweglichkeit ermöglicht. Auch einige ländliche Gemeinden weisen hohe Anteile an älterer Bevölkerung auf - in vielen Fällen befinden sich hier Einrichtungen für ältere Menschen, in denen diese dauerhaft leben.

Ausländeranteil

Beim Anteil der ausländischen Bevölkerung lassen sich deutliche Muster erkennen. Neben München setzen sich auch die anderen größeren Städte wie Augsburg, Ingolstadt, Landshut, Rosenheim, Freising und Dachau durch ihre hohen Ausländeranteile stark von der Umgebung ab, häufig zusammen mit Gemeinden in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Auch kleinere Städte wie Wasserburg a. Inn oder Mainburg stechen heraus. Wichtige Gründe hierfür sind sicherlich, dass in Städten i.d.R. mehr und vielfältigere Arbeitsplätze, Freizeitangebote und Versorgungsmöglichkeiten vorhanden sind, die Gesellschaft meist heterogener ist und häufiger Landsleute anzutreffen sind. In vielen Städten gibt es ein vielfältiges Angebot an Kulturvereinen und Veranstaltungen für verschiedenste Ethnien und Muttersprachen.

Weiterhin fällt die Konzentration im Münchner Umland auf, die mit zunehmender Entfernung stufenweise abnimmt. Diese erklärt sich mit der überproportional hohen Ausprägung aller genannten Aspekte in der Landeshauptstadt, in Zusammenhang mit dem Anschluss der umliegenden Gemeinden an das Münchner ÖPNV-Netz. Die räumliche Erreichbarkeit von München spielt freilich unter vielen soziodemografischen Gesichtspunkten eine Rolle (vgl. dazu beispielsweise die Pendlerbeziehungen).