Deutschland Modell

Entlastung des Bundesfernstraßennetzes durch multimodale Angebote im Personenverkehr

Die strategischen Ziele des Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 beinhalten die Reduktion von Staus auf den Bundesfernstraßen sowie die Erhöhung der Kapazität im Personen- und Güterverkehr auf der Schiene. Hinzu kommt, dass der BVWP und die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität unter anderem das Ziel eines „weitgehend treibhausgasneutralen und umweltfreundlichen Verkehrssystems“ formulieren. Um diese Ziele erreichen zu können, sollen Fahrten des motorisierten Individualverkehrs auf nachhaltigere Verkehrsmittel verlagert werden, die dazu führen, dass Verkehrsemissionen reduziert werden.

Ziel dieses Projektes ist es, multimodale Angebote im Personenfernverkehr zu identifizieren, die die Bundesfernstraßen entlasten könnten und deren Potential hinsichtlich der strategischen verkehrlichen und umweltpolitischen Ziele der Bundesregierung zu bewerten. Sechs Strategien zur Reduktion der Fernfahrten mit Privatfahrzeugen wurden untersucht: (1) Verbesserung der lokalen Anbindung an die Bahn, (2) Verbesserung des Fernbusservices, (3) Deutschlandtakt im Bahnverkehr, (4) Einführung einer Maut, (5) Kombination der ÖV-Strategien (1+2+3), (6) Kombination der ÖV-Strategien und der Maut (1+2+3+4). Die Bewertungsmetriken beinhalten verkehrliche, umweltbezogene und soziale Indikatoren.

Da die Maßnahmen noch nicht realisiert sind, wurden Verkehrssimulationen verwendet um den Effekt der verschiedenen Strategien abzuschätzen. In diesem Ansatz wurden zwei Modelle verwendet: ein agentenbasiertes Modell und ein aggregiertes Modell. Für dieses Projekt wurde eine synthetische Bevölkerung für das Jahr 2030 generiert. Für jeden Agenten wurde die Nachfrage für Fernfahrten mit den neu entwickelten Modell ALDTO simuliert. Die Schätzung und Kalibrierung des Modells erfolgte auf Basis von Daten der Haushaltsbefragung Mobilität in Deutschland (2017). Die Fahrten wurden im agentenbasierten Modell mit MATSim und im aggregierten Modell mit SUMO auf das Netz umgelegt.

Die Ergebnisse vermitteln ein besseres Verständnis für das Potenzial von Strategien und Maßnahmen zur Reduktion von Verkehrsemissionen und Verbesserung der Servicequalität des Bundesfernstraßennetzes bei gleichzeitiger Minimierung der sozialen Wirkungen. Die Kombination von „push“ und „pull“ Maßnahmen führen zu den besten Ergebnissen. Die Einführung einer Maut reduziert den Pkw-Verkehr auf den Bundesfernstraßen an effektivsten, verlagern aber die Verkehrs- und Stauprobleme auf das untergeordnete Netz. Wird diese Maßnahme mit den ÖV-Strategien kombiniert, können die meisten negativen Effekte der Einführung einer Maut, beispielsweise die leichte Erhöhung der verkehrlichen Emissionen und die größere Ungleichheit zwischen Haushalten mit höherem und niedrigerem sozioökonomischen Status, ausgeglichen werden. Trotzdem kommen die Ergebnisse nicht in die Nähe der Zielwerte. Es gibt weiterhin Potenzial zur Reduktion der Emissionslevel durch andere Maßnahmen im Fernverkehr, wie beispielsweise der Reduktion des Flugverkehrs oder höheren Kosten für die Nutzung des von Fahrzeugen, die auch mit Maßnahmen im Nahverkehr kombiniert werden sollten, um das Ziel des weitgehend treibhausgasneutralen Verkehrssystems zu erreichen.

Keywords Fernverkehr, Verkehrsmodellierung, Verkehrsmittelwahl, neue Mobilitätsangebote
Auftrag- / Fördergeber Bundesanstalt für Straßenwesen
Weitere Projektbeteiligte Lehrstuhl für Verkehrstechnik, TU München
Laufzeit Oktober 2019 bis Dezember 2021
Ansprechpartner Ana Moreno, Carlos Llorca, Wei-Chieh Huang, Alona Pukhova