Region München - Arbeiten

Wichtig für die Modellierung der Mobilität sind auch Angaben zur Beschäftigung. Diese geben nicht nur Hinweise auf die Wirtschaftskraft der Gemeinden, sondern auch auf die Beschäftigungsstruktur. Hierzu gehören neben Daten zu Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch solche zu Sozialhilfeempfängern und landwirtschaftlichen Betriebsgrößen. Abgerundet wird das Bild durch Analysen zur Anzahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe und Bauhauptgewerbe.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Nach einer Untersuchung der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) insgesamt (Karte 1) wird auf die einzelnen Branchen eingegangen (Karten 2-6). Es ist zu beachten, dass diese Karten nicht die vollständige Beschäftigungssituation darstellen, da sämtliche nicht-sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wie Selbständige oder Mini-Jobber nicht berücksichtigt werden (hierfür liegen keine Daten vor).

Karte 1 zeigt den Anteil aller SVB am Arbeitsort an der Gesamtbevölkerung am Wohnort. Somit können Werte >100% auftreten, nämlich dann, wenn in einer Gemeinde mehr SVB beschäftigt sind als es dort Einwohner gibt, also viele Personen zum Arbeiten einpendeln. Dies ist v.a. in solchen Gemeinden der Fall, die eine geringe Einwohnerzahl aufweisen und wo zugleich große Unternehmen ansässig sind. Dies gilt z.B. für die Gemeinde Graben im Landkreis Augsburg, wo der Logistikbetrieb Amazon verortet ist und für die Gemeinden Oberding und Hallbergmoos mit dem Münchner Flughafen. Die hohen Werte von Ingolstadt und Dingolfing sind vmtl. auf die dort ansässigen großen Automobilwerke zurückzuführen. Insgesamt reicht die Spannbreite zwischen den Gemeinden von 2,2 bis 186,4 % und ist damit sehr weit. Tendenziell weisen ländliche Gemeinden niedrigere Werte auf als städtische und deren Umland.

Karte 2 zeigt den Anteil der SVB, die in Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei beschäftigt sind bezogen auf alle SVB. Wie zu erwarten weisen städtische Gemeinden sehr geringe Werte auf. Bei den ländlichen Gebieten ist das Bild sehr heterogen: in manchen Gemeinden sind nur sehr wenige Personen in dieser Branche beschäftigt, in anderen stellen sie ein Viertel aller SVB. Die Gemeinde Inchenhofen (Lkr. Aichach-Friedberg) kommt gar auf 36,8%, gefolgt von Postau (Lkr. Landshut) mit 25,3 %. Für ein Drittel aller Gemeinden liegen keine Angaben vor.

Für das Produzierende Gewerbe gibt es für fast alle Gemeinden Angaben (vgl. Karte 3). Die Spannweite reicht hier von 3,6 % bis 93,5 %. Die höchsten Werte liegen in ländlichen Gemeinden, wo sich aufgrund der niedrigen Einwohnerzahl einzelne Unternehmen des Produzierenden Gewerbes deutlicher niederschlagen als in großen Städten. Tendenziell häufen sich die hohen Werte zudem im nördlichen Teil des Untersuchungsgebiets.

Für Handel, Verkehr und Gastgewerbe zeichnet sich dagegen anderes Bild (vgl. Karte 4). Zunächst einmal sticht die gesamte Region um den Münchner Flughafen hervor (Lkr. Erding und Freising), so wie in geringerem Maße das weitere Münchner Umland. Außerdem einige Gemeinden, die an Autobahnzufahrten liegen wie z.B. Sulzemoos (Lkr. Dachau) und Dasing (Lkr. Aichach-Friedberg) entlang der A8 oder Windach (Lkr. Landsberg a. Lech) an der A96. Spitzenreiter ist die Gemeinde Graben mit 92,7 %, was höchstwahrscheinlich auf das dortige Verteilungszentrum des Logistikkonzerns Amazon zurück geht. In anderen Gemeinden, insbesondere am Alpenrand oder an der Fränkischen Alb, dürfte sich der Tourismussektor durch die Beschäftigten im Gastgewerbe niederschlagen (vgl. Karte Tourismus).

Die Verteilung der SVB in Öffentlichen und Privaten Dienstleistungen zeigt ebenfalls ein heterogenes Bild (vgl. Karte 5). Auch hier weisen ländliche Gemeinden die höchsten Werte auf, wobei es zu einer Häufung im südlichen Landkreis Rosenheim sowie zwischen Starnberger See und Landsberg am Lech kommt.

Hohe Anteile im Bereich der Unternehmensdienstleistungen sind dagegen auf wenige Gemeinden begrenzt (vgl. Karte 6). Unterföhring (Lkr. München) führt mit 86,0 % die Liste an, gefolgt von Kleinaitingen (Lkr. Augsburg) mit 67,3%. Daneben sind ebenfalls viele Personen in München mit Nachbargemeinden sowie vereinzelt in anderen Gegenden in dieser Branche beschäftigt. In allen anderen Gemeinden lassen sich wieder tendenziell höhere Werte in Städten und geringere Werte in ländlichen Gegenden finden.

Sozialhilfeempfänger

Ebenfalls bedeutsam für die Beschäftigungsstruktur einer Gemeinde ist der Anteil der Personen, die nach dem Zwölften Sozialgesetzbuch (SGB XII) Leistungen erhalten. Dabei wird unterschieden zwischen "Hilfe zum Lebensunterhalt" nach Kap. 3 und "Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung" nach Kap. 4 SGB XII.

Karte 1 zeigt die Anzahl der Sozialhilfeempfänger nach Kap. 3 je 1.000 Einwohner. Dabei haben die Gemeinden Röhrmoos (Lkr. Dachau), Igling (Lkr. Landsberg a. Lech) und Allmannshofen (Lkr. Augsburg) die höchsten Werte. In allen drei Gemeinden gibt es große Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Rund 65 % der Gemeinden weisen Werte von bis zu 5 Personen pro 1.000 Einwohner auf. Für weitere 25 % der Gemeinden liegen keine Angaben vor.

Betrachtet man die Veränderung zwischen 2006 und 2013 (Karte 2) so lässt sich zusammenfassen, dass die Zahl der Sozialhilfeempfänger nach Kap. 3 SGB XII in rund 19 % der Gemeinden abgenommen und in genauso vielen Gemeinden zugenommen hat. In 33 % der Gemeinden gab es keine Veränderung und für 37 % der Gemeinden keine Angaben. Nach der Gemeinde Baiern (Lkr. Ebersberg) hatten die oben genannten Gemeinden Allmanshofen, Igling und Röhrmoos den stärksten Rückgang zu verzeichnen.

Die höchsten Anteile an Sozialhilfeempfängern nach Kap. 4 SGB XII im Jahr 2013 (Karte 3), liegen ebenfalls in Röhrmoos, Igling und Allmannshofen. Darüberhinaus haben tendenziell größere Städte höhere Werte als ländliche Gebiete. In dem Großteil aller Gemeinden (62 %) gibt es 5 oder weniger Sozialhilfeempfänger nach Kap. 4 pro 1.000 Einwohner. Für weitere 10 % der Gemeinden liegen keine Angaben vor.

Zwischen 2006 und 2013 hat sich die Situation wie folgt verändert: in rund 8% der Gemeinden hat die Zahl der Sozialhilfeempfänger nach Kap. 4 abgenommen, in rund 7% der Gemeinden gab es keine Veränderung und ca. 60 % der Gemeinden hatten einen Zuwachs zu verzeichnen. 24 % der Gemeinden machten hierzu keine Angaben. Die stärksten Rückgänge erlebte neben Röhrmoos und Allmannshofen die Gemeinde Eggstätt (Lkr. Rosenheim).

Veränderung der Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe

Es wird immer wieder davon berichtet, dass viele landwirtschaftliche Betriebe nicht weitergeführt werden und so immer weniger, dafür größere Betriebe das Land bewirtschaften. Dies trifft auch für fast alle Gemeinden im Untersuchungsgebiet zu. Karte 1 zeigt eindrücklich die Veränderung der Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe von 1999 bis 2010 in absoluten Zahlen. Während in lediglich vier Gemeinden Betriebe hinzu kamen und in acht Gemeinden keine Veränderung geschah, reduzierte sich in allen anderen Gemeinden die Anzahl der Betriebe. Besonders stark war dabei der Rückgang in den Gemeinden Wolnzach (Lkr. Pfaffenhofen a.d. Ilm) mit 127 Betrieben, Dorfen (Lkr. Erding) mit 116 Betrieben und Geisenfeld (Lkr. Pfaffenhofen a.d. Ilm) mit 106 Betrieben.

Im Kontrast dazu zeigt Karte 2 die Veränderungen in Prozent, d.h. die Differenz wird mit dem Ausgangswert verglichen. Hierdurch ergibt sich z.T. ein ganz anderes Bild, da nun auch Gemeinden hervortreten, die zwar nur einen geringen Rückgang haben, wo aber bereits der Ausgangswert relativ niedrig war. Das beste Beispiel ist hier die Gemeinde Feldafing am Starnberger See: Den acht landwirtschaftlichen Betrieben im Jahr 1999 stehen nur noch zwei im Jahr 2010 gegenüber, was einen Rückgang um 75 % bedeutet. In der Gemeinde Fürstenfeldbruck wurden ebenfalls sechs Betriebe aufgegeben, was bei einem Ausgangswert von 41 Betrieben jedoch wesentlich weniger ins Gewicht fällt (- 15 %).

Verarbeitendes Gewerbe

Das Verarbeitende Gewerbe bezeichnet alle Industriebetriebe, die Rohstoffe und Zwischenprodukte weiterverarbeiten und dabei auch Endprodukte erzeugen. Dieser Kartensatz stellt die Anzahl der Beschäftigten in Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes sowie des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden dar.
Karte 1 zeigt die Situation im Jahr 2007: für rund 1/3 aller Gemeinden, die sich zumeist in sehr ländlichen Gebieten befinden, liegen keine Angaben vor. Daher ist es schwierig ein Muster auszumachen. Die höchsten Werte haben i.d.R. kleinere bis mittelgroße Gemeinden, wobei Pullach i. Isartal, Rohrdorf, Penzberg und Ottobrunn die Tabelle anführen. Eine Ausnahme ist die Stadt Ingolstadt, die an Platz 5 steht - hier macht sich möglicherweise der Produktionsstandort des Automobilherstellers Audi bemerkbar.
Im Jahr 2013 (Karte 2) gibt es sogar für 40 % aller Gemeinden keine Angaben. Die Gemeinde Pullach i. Isartal konnte die relative Anzahl der Beschäftigten noch erhöhen und ist weiterhin der Spitzenreiter, gefolgt von Penzberg, Neustadt a.d. Donau, Weßling und Ingolstadt.
Die Veränderung von 2007 zum Jahr 2013 wird in Karte 3 noch einmal verdeutlicht: der Anteil der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe war in 68 Gemeinden (15%) rückläufig, wovon hauptsächlich größere Städte und einige ihrer Umlandgemeinden betroffen waren. In 78 Gemeinden (17,5 %) erfolgte ein Zuwachs, bis hin zu fast 500% in der Gemeinde Taufkirchen: hier stieg der Zahl der Beschäftigten von 193 auf 1154. In 93 Gemeinden (21%) erfolgte keine Veränderung, wobei zu beiden Zeitpunkten keine Personen im Verarbeitenden Gewerbe beschäftigt waren. Für die restlichen 205 Gemeinden (46%) können keine Aussagen getroffen werden.

Bauhauptgewerbe

Das Bauhauptgewerbe umschließt Betriebe, die in Hochbau, Tiefbau oder vorbereitenden Baustellenarbeiten tätig sind. Karte 1 zeigt die Anzahl der hier Beschäftigten pro 1.000 Einwohner im Jahr 2010. In den meisten Gemeinden (44%) waren keine bis 10 Personen pro 1.000 Einwohner im Bauhauptgewerbe beschäftigt, in weiteren 25% der Gemeinden waren es 11 bis 20 Personen. Lediglich 19 % der Gemeinden wiesen höhere Anteile auf und zu 12% gibt es keine Angaben. Die höchsten Werte liegen in ländlichen Gebieten, zumeist aufgrund der geringeren Einwohnerzahl. Spitzenreiter ist die Gemeinde Langenmoosen (Lkr. Neuburg-Schrobenhausen) mit 91 Beschäftigten pro 1.000 Einwohner.
Drei Jahre später, im Jahr 2013 (Karte 2) haben sich die Anteile der Gemeinden bzgl. der Beschäftigtenzahlen kaum geändert, wobei es sich jedoch nicht um die gleichen Gemeinden wie im Jahr 2010 handeln muss. In diesem Jahr wiesen 43% der Gemeinden bis zu 10 Beschäftigte pro 1.000 Einwohner auf, weitere 26% je 11 bis 20 Beschäftige. Bei 13% fehlt eine Angabe hierzu.
Die Veränderung zwischen 2010 und 2013 wird in Karte 3 noch einmal verdeutlicht. Die flächigen Farben zeigen den relativen Zuwachs in 54% der Gemeinden bzw. den relativen Rückgang in 29% der Gemeinden. Darüberhinaus zeigen die Zahlenwerte die absolute Differenz der Personen, die im Bauhauptgewerbe beschäftigt sind. Dies ist wichtig für ein besseres Verständnis der Vorgänge, da in manchen Gemeinden die Anteile nur aufgrund von Bevölkerungsbewegungen schwanken, obwohl die Beschäftigtenzahlen gleich bleiben bzw. zum Teil Änderungen letzterer durch erstere ausgeglichen werden.