Das Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der nachhaltigen Lösung von Mobilitätsproblemen für Personen, Waren und Ausrüstung in ländlichen Gebieten von Subsahara-Afrika im nächsten Jahrzehnt. Dazu werden neben der Entwicklung und Erprobung eines spezifischen Fahrzeugkonzeptes auch Wertschöpfungsketten in dessen Produktion, Nutzung und Instandhaltung betrachtet. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und Universitäten.

Motivation

Afrika ist ein wirtschaftlich sehr schnell wachsender Kontinent mit hohem Potential zur Nahrungsmittelproduktion. Dennoch leiden über 20% der Bevölkerung Subsahara-Afrikas, darunter vor allem Kleinbäuerinnen und -bauern in ländlichen Regionen, unter Hunger. Dessen Ursache liegt neben der von strukturellen Problemen verstärkten Armut in fehlendem Wissen über verbesserte Anbaumethoden und eingeschränktem Zugang zu landwirtschaftlichen Maschinen. Im Rahmen seiner Sonderinitiative "EINEWELT ohne Hunger" hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) daher in 14 Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit grüne Innovationszentren der Agrar- und Ernährungswirtschaft (GIAE) ins Leben gerufen. Ziel der Zentren ist, durch Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft die regionale Versorgung mit Nahrungsmitteln zu verbessern, das Einkommen von kleinbäuerlichen Betrieben zu steigern und Arbeitsplätze zu schaffen. Teile davon sind die Verbesserung der Anbindung zwischen Erzeugern, Arbeitskräften und Märkten sowie die Dezentralisierung der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte zur Wertschöpfungsverschiebung in die benachteiligten Regionen. Hier kann ein attraktives Mobilitäts- und Energieversorgungskonzept unter Berücksichtigung der speziellen Marktanforderungen und lokal verfügbarer Ressourcen ansetzen.

Historie

In einem ersten Förderprojekt zwischen 2014 und 2017 wurde auf Basis von Nutzerbefragungen und vor Ort aufgezeichneten Mobilitätsdaten ein Fahrzeug entwickelt und in Ghana erprobt. Zwei Prototypen (genannt P1 und P2) entstanden in dieser Phase, letzterer war 2017 auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) zu sehen. Seit 2017 werden zudem Strategien zur Produktion von batterieelektrischen Fahrzeugen vor Ort wissenschaftlich untersucht. Parallel gründeten Mitarbeiter des Lehrstuhls die Firma EVUM Motors GmbH mit dem Ziel, das Fahrzeug zur Serienreife zu führen und zunächst in Deutschland, später auch in lokalen Produktionsstätten herzustellen.

Fahrzeug

Das aCar ist ein am Lehrstuhl entwickeltes, batterieelektrisches Kleinnutzfahrzeug. Es ist speziell auf die Anforderungen und Bedürfnisse der Landbevölkerung in Subsahara-Afrika zugeschnitten. So bietet es eine einfache Bauweise, die mit Rücksicht auf eine lokale Produktion entworfen wurde. Der Allradantrieb und ein berührsicheres 48V-Spannungsniveau machen es unter erschwerten Bedingungen einsatzfähig und instandhaltbar.

Im Forschungsprojekt wird die weiterentwickelte Serienvariante im Zielgebiet (Äthiopien, Côte d'Ivoire) eingesetzt, um so Erfahrungen und Daten aus erster Hand zu sammeln.

aktuelle Forschung

Ab 2020 werden in einem neuen Förderprojekt die Grundsatzfragen des lokal variierenden Mobilitätsbedarfs, der besonderen technischen Anforderungen an batterieelektrische Fahrzeuge sowie der Möglichkeit zur Entwicklung von elektromobilitätsbasierten Geschäftsmodellen in Subsahara-Afrika untersucht. Dabei sind die folgenden drei Forschungsgruppen beteiligt:

Das gesammelte Wissen wird Forschungs- und Bildungseinrichtungen weltweit zur Verfügung gestellt.

Förderung