Stadtentwicklung durch Mobilität (Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr als urbaner Generator)

Vortragende/r (Mitwirkende/r)
Nummer0000000180
ArtSeminar
Umfang2 SWS
SemesterSommersemester 2023
UnterrichtsspracheDeutsch
Stellung in StudienplänenSiehe TUMonline
TermineSiehe TUMonline

Teilnahmekriterien

Siehe TUMonline
Anmerkung: Für Master-Studierende und Incomings ab 5. Semester Die Teilnahme an der ersten Veranstaltung ist zwingend für die Teilnahme am Seminar. Eine ausgeglichene Verteilung von verschiedener Studiengänge wird bei der Zulassung berücksichtigt.

Lernziele

Die Studierenden sind nach Abschluss des Seminars in der Lage, • die Interdependenz von Stadtentwicklung und Verkehrsplanung zu verstehen, • theoretische Grundüberlegungen zu Transit-Oriented Development wiederzugeben, • und auf ein Fallbeispiel in der Region München zu übertragen.

Beschreibung

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist ein wesentlicher Baustein nachhaltiger städtischer und regionaler Entwicklung. Die einseitige Orientierung der Stadtentwicklungs- und Verkehrspolitik auf das Automobil seit den 1950er Jahren führte zu einer flächigen Ausdehnung der Bebauung und starke Eingriffe in die städtische Bausubstanz, auf Kosten von Urbanität und Umwelt. Die Folge sind heute weite Wege, hoher Infrastrukturaufwand und wenig einladende öffentliche Räume in Städten. In den letzten Jahren mehren sich jedoch Ansätze zu einer Rückorientierung auf den ÖPNV, der trotz jüngster Innovationen im Bereich der Kraftfahrzeuge weiterhin den wichtigsten Beitrag zu nachhaltiger Mobilität in Städten leistet. Um effizient betrieben zu werden benötigt ÖPNV jedoch eine gewisse Bevölkerungsdichte und einen kompakten Siedlungskörper. Aber auch umgekehrt setzt ein verdichtetes Stadtquartier eine gute Erschließung mit dem öffentlichen Verkehr voraus. Stadtentwicklung, die diesem Muster folgt, bezeichnet man Transit-Oriented Development (TOD) bzw. integrierte Stadt- und Verkehrsplanung. Analytisch kann TOD mit Hilfe von Bertolini‘s (1999) Node-Place-Model aufbereitet werden. Die Annahme ist, dass eine nachhaltige Entwicklung eines Stadtquartiers gegeben ist, wenn sich an jeder Station die Erreichbarkeit mit dem ÖV und die vorhandene städtische Funktionsdichte die Waage halten. Je höher die Erreichbarkeit eines Verkehrsknotenpunktes, desto dichter (baulich und funktional) sollte das umliegende Stadtquartier sein. Transit-Oriented Development bietet somit ökologische, soziale, ökonomische und gestalterische Vorteile. Häufig führt der Bau von Netzerweiterungen zur Erschließung neuer Baugebiete. Daneben ist aber auch die Verbesserung der Netzqualität im Bestand durch die Ergänzung von fehlenden Verbindungen und Umsteigemöglichkeiten von hoher Bedeutung. Diese führen zu einer Reorientierung von Reisewegen und können monozentrisch organisierte ÖPNV-Systeme – wie das Münchens – durch Ermöglichung tangentialer Wege entlasten. Gleichzeitig bieten neue Umsteigeknoten wiederum Möglichkeiten der Nachverdichtung. In diesem Seminar betrachten wir in jedem Semester eine ausgewählte Fallstudie aus dem Raum München, für welche sich durch den Ausbau des ÖPNV neue Möglichkeiten städtebaulicher Entwicklung ergeben. Das genaue Untersuchungsgebiet wird im Laufe des Semesters bekanntgegeben.

Inhaltliche Voraussetzungen

keine

Lehr- und Lernmethoden

Die Veranstaltung gliedert sich in drei Formate: Seminare, Gastvorträge und einen ganztätigen Workshop mit Stegreifentwurf. Im Rahmen der Seminare werden grundlegende Inhalte vermittelt und in die Aufgabenstellung eingeführt. Die drei Gastvorträge vermitteln exemplarisch Herangehensweisen aus der Praxis. Im Entwurfsworkshop wenden die Studierenden erlernte Inhalte durch Entwicklung einer Entwurfsstrategie an. Hauptbestandteil des Seminars ist ein Stegreifentwurf, der einen Vorschlag zur Weiterentwicklung des Untersuchungsgebiets im Sinne des Grundgedankens des Seminars erarbeitet. Die Arbeit gliedert sich in drei Phasen: 1. Analyse des weiteren Untersuchungsraumes auf verschiedenen Maßstabsebenen, insbesondere im Hinblick auf bisheriges Verkehrsangebot und verkehrliche Vernetzung, städtebauliche Dichte, Nutzungsverteilung und stadträumliche Qualitäten. 2. Kurzentwurf mit Vorschlägen zur Entwicklung des eingegrenzten Untersuchungsgebietes, insb. mit Aussagen zu a. zukünftiger verkehrlicher Vernetzung, auch im Hinblick auf Fuß- und Radverkehr, sowie Intermodalität und neuen (geteilten) Mobilitätsarten, b. baulichen Maßnahmen und Anordnung von Funktionen, Dichte und Nutzungsmischung, c. qualitätvolle Gestaltung des öffentlichen Raumes. Soweit möglich sollen auch die Inhalte der Inputs und Abendvorträge für den Kurzentwurf genutzt werden. 3. Ausarbeitung und Dokumentation der Analyse- und Entwurfsergebnisse.

Studien-, Prüfungsleistung

Alle Arbeitsleistungen erfolgen in Gruppenarbeit. 1. Die Analyse ist in einer 10-minütigen Folienpräsentation je Gruppe vorzustellen. 2. Der Kurzentwurf findet im Rahmen des Entwurfsworkshops statt: a. Es ist ein Modell anzufertigen. Die Grundplatte sowie ein Grundstock an Material wird gestellt, weiteres Material kann selbst mitgebracht werden. Der Maßstab des Entwurfs beträgt ungefähr 1:1000. Die Bearbeitung findet zwischen 10 und 16 Uhr statt. b. Ergebnisse sind ab 16 Uhr in einer 10-minütigen Präsentation vorzustellen. 3. Ergebnisse aus Analyse und Kurzentwurf sind in einer 15-minütigen Schlusspräsentation zu dokumentieren, bei welcher das Modell und/oder eine Folienpräsentation genutzt werden kann. Diese findet vor Publikum statt. Es wird angestrebt, GastkritikerInnen von Stadt und Stakeholdern aus dem Verkehrsbereich zu Zwischen- und Abschlusspräsentationen einzuladen. Gewichtung der Benotung 1. Analyse: 20% 2. Kurzentwurf: 30% 3. Abschlusspräsentation: 50%

Empfohlene Literatur

• Bertolini, Luca (1999): Spatial Development Patterns and Public Transport: The Application of an Analytical Model in the Netherlands. In: Planning Practice & Research, 14 (2), 199-210. • Curtis, Carey (2016): Planning for Public Transport Accessibility. Routledge, Burlington, VT: Ashgate. • Follmer, Robert und Janina Belz (2018): MiD Kurzreport - Stadt München, Münchner Umland und MVV-Verbundraum. Studie von infas, DLR, IVT und infas 360 im Auftrag des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur. Serie: Mobilität in Deutschland, FE-Nr.70.904/15, BMVI - Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.). Bonn: BMVI, infas, DLR, IVT und infas 360. • Geurs, Karst und Bert van Wee (2004): Accessibility evaluation of land-use and transport strategies: review and research directions. In: Journal of Transport Geography 12, 127-140. • Gilliard, Lukas, Fabian Wenner, Gal Biran Belahuski, Elisabeth Nagl, Anna Rodewald, Fabian Schmid, Maximilian Stechele, Michael Zettl, Michael Bentlage und Alain Thierstein (2018): Using Boundary Objects to Make Students Brokers Across Disciplines. A Dialogue Between Students and Their Lecturers on Bertolini's Node-Place-Model and Interdisciplinarity. In: Transactions of AESOP 2(1), 81-90. • Newman, Peter W. G. und Jeffrey R. Kenworthy (1989): Gasoline Consumption and Cities. In: Journal of the American Planning Association 55(1), 24-37. • Thierstein, Alain; Wulfhorst, Gebhard; Bentlage, Michael; Klug, Stefan; Gilliard, Lukas; Ji, Chenyi, Kinigadner, Julia; Steiner, Helene; Sterzer, Lena; Wenner, Fabian (2016): WAM Wohnen Arbeiten Mobilität. Veränderungsdynamiken und Entwicklungsoptionen für die Metropolregion München. Lehrstuhl für Raumentwicklung und Fachgebiet für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung der Technischen Universität München.

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